Diese Woche kam die letzte überarbeitete Version der ISO 10667, „Assessment service delivery — Procedures and methods to assess people in work and organizational settings — Part 2: Requirements for service providers” zur Freigabe auf meinen Schreibtisch.
Einen ersten Überblick zu Normen und Standards hatte ich schon für Stefan Scheller, den Persoblogger, auf seiner Rubrik HR Versteher geschrieben. Daher hier nur ganz kurz zur International Organization for Standardization (ISO).
Die ISO arbeitet gründlich
Die ISO Arbeit ist sehr gründlich. Für eine neue Norm oder die Überarbeitung einer bereits bestehenden Norm wird ein Entwurf durch die für das Thema zuständige Arbeitsgruppe erarbeitet. Dieser wird dann in der Gruppe noch einmal besprochen und breit diskutiert und kommentiert. Die Kommentare beinhalten auch Änderungsvorschläge. Die Änderungsvorschläge, die die Gruppe überzeugen, werden in die nächste Entwurfsphase übernommen. Der daraus entstehende Entwurf geht an das übergeordnete Komitee der ISO. Für die Assessment Standards ist das TC 260, Human Resource Management, zuständig. Aus dessen Kommentaren erarbeitet die Arbeitsgruppe den sogenannten DIS, Draft International Standard, also den Entwurf der internationalen Norm. Dieser Entwurf wird dann noch einmal über die Länderorganisationen international zur Diskussion gestellt und daraus entsteht dann der ISO-Standard.
Wer aber jetzt denkt, das wäre schon das Ergebnis der Arbeit, der kennt die Akribie der ISO nicht. Die Normungsspezialisten der ISO gehen noch einmal mit dem feinen Kamm durch den Normtext, lesen jeden Satz, prüfen auf Klarheit der Aussage und geben dann noch einmal Rückmeldung.
Finale Runde ISO 10667
Als Projekt- und Arbeitsgruppenleiter bin ich zuständig für die finalen Runden, da aber Englisch zwar meine Arbeitssprache, aber nicht meine Muttersprache ist, bitte ich Muttersprachlerinnen und Muttersprachler aus der Arbeitsgruppe um Unterstützung. Denn bei Normenformulierungen geht es nicht um gut gemeint, sondern um den final und eindeutig abgestimmten Text, der den Konsens der Arbeitsgruppe und des technischen Komitees darstellt. Dieser Darf durch die Nachbearbeitung nicht verfälscht werden. Da die Normungsexperten der ISO in Genf aber keine Expertinnen oder Experten in Assessment sind, muss man genau hinsehen. Die Norm soll ja finalisiert, nicht „verschlimmbessert“ werden.
Bei diesem Standard in Englischer Sprache, ist auch die Sprache ganz genau definiert: ISO Standards werden in Britischem Englisch formuliert.
Und danach gibt es noch einmal das finale Korrekturlesen von Seiten der Profis bei der ISO. Und auch die Version, die daraus entsteht muss wieder abgenommen werden, denn auch dabei könnten sich ja noch Fehler oder Missverständnisse einschleichen.
Diese Version kam nun letzte Woche zur Freigabe auf meinen Schreibtisch.
Ja, es stimmt, auch bei der x-ten Version noch genau hinzusehen, dazu ist ein bisschen Disziplin notwendig.
Spoiler, das ist neu:
Daher gebe ich mir selbst noch einmal einen Motivationsschub und spoilere hier die wichtigsten Neuerungen der ISO 10667 für alle, die sich für Eignungsdiagnostik interessieren und den Beiträgen auf eignungsdiagnostik.info folgen.
Das Wichtigste in Kürze::
ISO 10667 kompatibel zur DIN 33430
Die beiden Teile der ISO 10667 sind jetzt mit der DIN 33430 kompatibel. Die ISO 10667 stellt einen Rahmen zur Verfügung, mit dem Auftraggeber und Auftragnehmer ihre Zusammenarbeit international auf solide Füße stellen können. Dazu gibt es die beiden aufeinander abgestimmten Teile: Teil eins für die Auftraggeber und Teil zwei für die Auftragnehmer. Die Gestaltung dieser Zusammenarbeit mit Auftragsklärung und einer Beschreibung der ineinander greifenden Verantwortlichkeiten ist Inhalt der beiden Teile der ISO 10667. So weiß jede Seite, was sie beitragen muss, und worauf sie sich in der Zusammenarbeit verlassen kann, damit das Ergebnis wirklich gute Diagnostik ist. Und immer wenn es um konkrete Inhalte und Maßstäbe für die eigentliche eignungsdiagnostische Arbeit geht, wird auf nationale und/oder fachspezifische Regelwerke verwiesen: Für Deutschland ist dieses fachspezifische nationale Regelwerk die DIN 33430. Finnland zum Beispiel hat ein Gesetz, das bestimmte eignungsdiagnostische Leistungen regelt. Finnland braucht daher für diesen Bereich keine nationale Fach-Norm.
ISO 10667: Norm für KI, CV Parsing & Co.!
Die ISO 10667 ändert ihre Reichweite. Eine ganz wichtige Formulierung gegenüber den Vorgängerversionen, die besonders relevant für viele fachlich nicht fundierte Angebote am Markt und insbesondere für die aktuellen mehr oder weniger sinnvollen KI Lösungen ist: Wo früher stand, dass die ISO 10667 nur für Assessment gilt, steht jetzt, dass sie für alle Lösungen gilt, die irgendeine diagnostische oder auswählende Funktion im Screening oder Assessment haben. Und zwar egal, wie sie vermarktet werden. Und zur Erklärung werden ausdrücklich als Beispiele oder Ansätze CV-Parsing, Stimmanalyse und allgemein künstliche Intelligenz genannt.
ISO 10667: Mehr zur Anforderungsanalyse
Und das wird alle Kämpfer für faire, valide und wirksame Eignungsdiagnostik freuen: Auch die ISO 10667 enthält jetzt eine Definition der Anforderungsanalyse und betont, wie wichtig es ist, vor jeder Diagnostik die Anforderungen zu klären.
Insgesamt weist jetzt auch die ISO 10667 darauf hin, wie wichtig es ist, evidenz-basiert in der Diagnostik vorzugehen.
Anmerkung der Publisher dieser Seite:
Praktische Lösungen finden Sie hier:
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