Ist gute Eignungsdiagnostik mit Anforderungsanalyse und den richtigen Instrumenten ein Spaßverderber für Führungskräfte? Sind Eignungstests in der Personalauswahl genaus so Spaßkiller wie der Videobeweis in der Bundesliga?
Der Videobeweis muss weg
„Der Videobeweis muss weg“ forderte Klaus Hofmann, Präsident des FC Augsburg vor ein paar Tagen. Die Diskussion dazu durchzog die Berichterstattung zu den Wochenendspielen der Bundesligen. Als Begründung soll er angegeben haben, dass es dem Fußball schlicht schade, wenn man sich über Tore nicht mehr freuen könne und minutenlang warten müsse, weil man nie wisse, ob ein Tor zählt oder nicht. „Dies mache das Spiel kaputt.“
Das erscheint mir sehr nachvollziehbar.
Wir sehen ein Tor und warten erst mal auf den Videobeweis. Da wird fünf Minuten vorgespult, zurückgespult und verschiedene Perspektiven werden gesichtet und dann war der Schnürsenkel im Abseits: kein Tor! Klick um zu Tweeten
So eine mir unbekannte, hoch engagierte Stimme auf Bayern 1 am letzten Samstag.
Sind Eignungstests Spaßkiller wie der Videobeweis?
Ich fuhr auf dem Weg von einem Kundentermin in Österreich nach Berlin durch den Bayerischen Wald und verfolgte die Bundesligakonferenz im Radio. Das fühlte sich fast so an wie in meiner Kindheit, als es für uns die Fussballbundesliga überhaupt nur im Radio gab.
Ich musste beim Zuhören an etwas denken, was ich gerade vor ein paar Wochen bei Daniel Kahneman in Noise gelesen hatte.
Er beschreibt so schön, wie gut sich das innere Signal anfühlt, wenn eine Führungskraft diesen Moment der Befriedigung erlebt, in dem ihr Nachdenken und intuitives Kombinieren von Informationen zu einer Entscheidung wird. Wie dieses Signal die Führungskraft glücklich macht. Das erinnerte mich an das Gefühl: „TOOOOOOOOOR!“ Und dann kommt der Videobeweis und sagt NEIN: Dein Gefühl war falsch, es ist kein Tor. Schenk Dir die Freude. Der Videobeweis nimmt das Glück weg.
Und dann fragte ich mich:
Ist ein Eignungstests in der Personalauswahl genau so ein Spaßkiller wie der Videobeweis beim Fussball?
Nimmt der Einstellungstest der Führungskraft den Spaß der eigenen intuitiven Entscheidungssuche mit dem Glücksgefühl, sobald es „klick“ macht: „Das ist die Richtige“?
Nimmt gute Eignungsdiagnostik der Führungskraft den Spaß?
Ist die gute Eignungsdiagnostik mit systematisch erhobenen Anforderungen, strukturiertem Interview, Eignungstest oder online Assessment der Spaßverderber der Führungskraft? Ungefähr so wie der Videobeweis für den Stürmer, für den Trainer oder für den Reporter?
Ich wurde richtig nachdenklich und wollte das nicht so sehen. Ich glaube, dass sich das tatsächlich für eine Führungskraft im Modus der Entscheidungstrunkenheit so anfühlen kann.
Da kommen harte Daten und stören mich in meinem Glück. Klick um zu Tweeten
Gute Eignungsdiagnostik: Kein Spasskiller sondern Garant für Freude bei der Arbeit
Ein Unterschied ist mir eingefallen und ich glaube, der ist wichtig:
Bei der Freude um das Tor geht es um echte Freude für ein echtes Ergebnis oder eben darum, dass das Tor auf den ersten Blick nur so aussah, aber nicht wirklich echt war.
Bei der Eignungsdiagnostik, mit oder ohne Eignungstest, mit gutem Interview oder nur einer unstrukturierten Begegnung, geht es um die Prognose für die Zukunft. Da stehen wir erst am Anfang des „Spiels“ oder der Saison.
Bei dem inneren Signal, das sich gut anfühlt, geht es vollständig um eine Illusion. Das Gefühl ist nämlich davon unabhängig ob die Entscheidung richtig ist oder nicht. Das Gefühl ist sogar unabhängig davon, ob es bei dem intuitiven Puseln von Informationen um eine relevante Entscheidung zu einer echten Person geht oder ob im Rahmen einer Simulationsaufgabe eine Führungskraft nur fiktives Material bearbeitet.
Deshalb ist gute Eignungsdiagnostik kein Spaßkiller, sondern die Grundlage für Spaß.
Gute Eignungsdiagnostik: der Garant für Freude bei der Arbeit
Bei den richtigen Personalentscheidungen, bei der Einstellung von neuen Mitarbeitern geht es um Prognosen, ob es überhaupt dazu kommen wird, dass die Führungskraft richtig Spaß bei ihrer Arbeit haben wird oder nicht.
Eine falsche Entscheidung (die sich genau so toll anfühlt wie eine richtige) ist so, wie zu viel Torte essen. Das mag sich in dem Moment auch gut anfühlen, aber es ist weder gut für die Zähne, noch für den Cholesterinspiegel noch für die Fitness. Einmal zu viel Torte essen mag auch nicht so schlimm sein, aber je öfter je mehr Torte, desto schädlicher.
Die gute Personalentscheidung ist der Start einer wunderbaren Zusammenarbeit.
Die Freude der Fehlentscheidung ist klein gegenüber dem Leid was später kommt in der Zusammenarbeit.
Leid durch Entscheidungstrunkenheit …
Wenn Sie den falschen oder die Falsche einstellen, dann wird Ihr Tag bestimmt sein von Missverständnissen, gerissenen Deadlines, schlechten Ergebnissen und Dialogen wir diesen:
„Oh Herr Meyer, was ist das? Wir hatten das anders besprochen; das war mit Maintenance abgestimmt.“ „Da habe ich wohl etwas verwechselt.“
„Oh, was ist denn hier mit dem Budget?“ „Ach das habe ich gar nicht gesehen, tut mir leid.“ „OK, könnten Sie das dann bitte noch einmal genauer nacharbeiten?“
„Was ist mit der Präsentation für den Vorstand, darum hatte ich Sie für heute gebeten. Warum haben sie die Zusammenhänge aus dem internationalen Markt nicht berücksichtigt? Das hatten wir anders besprochen.“
„Ja was für Stillstandszeiten haben wir denn jetzt bei dieser Produktionslinie eingeplant? Warum sind die neuen Wartungszeiten nicht berücksichtigt? Sie waren doch bei der Besprechung dabei.“
Oder Freude bei der Arbeit?
Nach guten Personalentscheidungen macht die Zusammenarbeit einfach Freude, es gibt weniger Missverständnisse, mehr Erfolge, bessere Zahlen und bessere Laune.
Freude bei der Arbeit durch gute Eignungsdiagnostik.
Eignungstests in der Personalauswahl: Spaßkiller wie der Videobeweis? Die Antwort ist für mich definitiv nein!
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