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DIN SPEC: Kostenlose Qualitätskriterien für video-gestützte Methoden der Personalauswahl (VMP)

Videogestützte Methoden der Personalauswahl (VMP) haben nicht zuletzt während des Lockdowns einen Durchbruch erfahren. Maß aller Dinge ist, dass im Recruiting-Alltag auch bei der Nutzung von Technologien dieselben Kriterien wie beim persönlichen Kontakt erfüllt sind. Orientierung bieten die praxisbezogenen und personaldiagnostischen Anforderungen, die in der kostenlosen DIN SPEC 91426 festgeschrieben sind. Diese Spezifikation (aus der später ebenfalls eine Norm werden kann) ergänzt die Eignungsdiagnostik nach DIN 33430 und berücksichtigt dabei auch den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) in Videointerview-Systemen.

Morgendlicher Voice-Call mit dem Team, eine mehrtägige Konferenz über Zoom oder Bewerbungsgespräche vom Homeoffice aus: Es ist ein regelrechter Digitalisierungsschub, den die Arbeitswelt seit dem ersten Corona-Lockdown im Frühjahr 2020 erlebt hat – und die Beteiligten machen bei der Transformation gut mit. Bei Personaler:innen und Bewerber:innen ist die neue Normalität jedenfalls längst angekommen. Damit bei der Nutzung digitaler Verfahren die Qualität nicht auf der Strecke bleibt, bieten die praktisch und wissenschaftlich fundierten hohen DIN-Standards Orientierung für die Personalauswahl.

   

Online-Recruiting: veränderte Rahmenbedingungen, gleichbleibende Qualität

Durch Digitalisierung und Vernetzung spielt es heute keine große Rolle, wo die Bewerber*innen leben und wie die Reisebedingungen sind. Statt eine Einladung für ein Gespräch vor Ort zu verschicken, stellen Personaler:innen einen Termin für einen Call ein. Mit Hilfe einer Software für video-gestützte Interview-Verfahren können sie die Bewerbungsgespräche vom Besprechungszimmer in den virtuellen Raum verlegen – und damit die geforderten Kontaktbeschränkungen einhalten.

Für den Erfolg im Recruiting ist letztlich entscheidend, dass auch bei geänderten Rahmenbedingungen eine gleichbleibend hohe Qualität gesichert ist. Um diese für alle zu gewährleisten, hat eine Arbeitsgruppe bei DIN entsprechende Qualitätsanforderungen für Video-Bewerbung, zeitversetztes Video-Interview und Live-Video-Interview – kurz: video-gestützte Methoden der Personalauswahl (VMP) – vorgelegt: die DIN SPEC 91426:2020-12. Mit ihr werden die Anforderungen der DIN 33430 für Eignungsdiagnostik, also der bewährte Standard für die Auswahl passenden Personals, ergänzt und konkretisiert.

    

Vorteile und Risiken video-gestützter Personalauswahl

Video-gestützte Tools vereinfachen vieles, sparen Kosten und Zeit, und die Beteiligten nicht mehr auf einen bestimmten Gesprächsort festgelegt. Doch die Nutzung der Tools birgt auch Risiken. Denn die Software selbst kann unbeabsichtigte Gestaltungsfehler in sich tragen, die fehlerhafte oder diskriminierende Personalauswahl (Bias) zur Folge haben. Statt blind zu vertrauen, sollten Recruiter:innen im Hinterkopf behalten, dass Anwendungen immer nur so gut sind wie die ihnen zugrundeliegende Datenbasis. Das gilt vor allem für Programme, die mit künstlicher Intelligenz (KI) arbeiten.

Für die Zukunft eines Unternehmens sind Mitarbeitende wichtig, die motiviert und leistungsfähig sind. Der Recruiting-Prozess ist dafür verantwortlich, diese Menschen zu finden und zu binden. Der Schlüssel zum nachhaltigen Erfolg liegt auch und gerade bei VMP darin, dass die bewährten und etablierten Anforderungen an Verfahren der Personalauswahl berücksichtigt werden.

   

DIN SPEC setzt den Standard für video-gestützte Personalauswahl (VMP)

Eine DIN SPEC kann man auch als eine Vorform einer DIN-Norm bezeichnen. Es handelt sich um eine öffentlich verfügbare Spezifikation, die Merkmale und Anforderungen definiert, wenn es noch keine entsprechende DIN-Norm gibt. Im Laufe der Zeit und seiner erfolgreichen Anwendung entwickelt sich häufig aus einer DIN SPEC eine Norm.

Die DIN SPEC 91426 ist ein Leitfaden, um Diskriminierung zu verhindern und um das Einstellungsverfahren auch per Video abzusichern. Die DIN SPEC ist damit eine Reaktion auf die aktuellen Anforderungen, denn es werden darin praxisbezogene und personaldiagnostische Anforderungen an video-basierte Methoden der Personalauswahl festgelegt.

Dabei berücksichtigt die DIN SPEC 91426 alle video-gestützten Methoden in der Personalauswahl:

  • Live-Videointerviews
  • zeitversetzte Videointerviews
  • Video-Bewerbungen

     

Die DIN SPEC für video-basierte Methoden der Personalauswahl in der Praxis

  • Anforderungsprofil: Nur wer weiß, wie die Anforderungen an die zu besetzende Stelle aussehen, wird ein zielführendes Interview führen können. Das gilt fürs klassische Interview genauso wie für das Video-Interview.
  • Exakte Planung: Fragen rund um Interview, Technik und Auswertung werden im Vorfeld geklärt. Wie sieht die Struktur des Interviews aus? Wie wird mit technischen Problemen umgegangen? Sollen die Gespräche aufgezeichnet werden und sind dafür alle Maßnahmen im Sinne der DSGVO getroffen?
  • Benutzer:innenfreundlichkeit: Mit der Usability steht und fällt der Erfolg des Video-Interviews. Deshalb muss im Vorfeld geklärt sein, ob und wie gut die Technik von den Bewerberinnen und Bewerbern eingesetzt werden kann. Das geht am besten, wenn ihnen im Vorfeld Informationen zu den Tools gesendet werden und sie die Möglichkeit haben, einen Testlauf durchzuführen.
  • Einheitlichkeit: Wer Bewerber:innen unparteiisch vergleichen möchte, muss darauf achten, dass alle die gleichen Bedingungen vorfinden. Bei zeitversetzten Interviews bedeutet das, dass dieselben Fragen in der derselben Reihenfolge im gleichen Setting gestellt werden.
  • Auswertung: Wer die Kompetenz und Eignung einer Person misst und einer Auswertung zuführt, braucht wie bei der beruflichen Eignungsdiagnostik nach DIN 33430 eine detaillierte Dokumentation der Beobachtungen. Um zu einer Gesamtbeurteilung zu kommen, werden deshalb vorab Regeln für die Auswertung festgelegt. Selbstverständlich müssen Bewerber:innen einen Einblick erhalten, welche Daten konkret erhoben und welche Schlussfolgerungen daraus gezogen werden. Letztlich müssen sie auch erfahren, welche Konsequenzen sich daraus ergeben.

  • Künstliche Intelligenz und potenzielle Schwächen: Kaum eine Personalabteilung kommt an künstlicher Intelligenz (KI) vorbei. Wer sie nutzt, sollte sich im Klaren darüber sein, dass es bei der Entwicklung der KI – also beim Programmieren und Trainieren mit Hilfe von Datensätzen – zu einer Verzerrung kommen kann. Das kann potenziell zu einer von subjektiven Vorurteilen (Bias) gesteuerten Fehlentscheidung beitragen. Im Recruiting kann ein Algorithmus dazu führen, dass die Beurteilungen systematisch durch Eindrücke oder Informationen, die nichts mit den Anforderungen zu tun haben, beeinflusst sind. Um das zu vermeiden, müssen Anbieter:innen von KI-unterstützten Video-Interview-Systemen nachweisen, dass ihre Algorithmen den Anforderungen genügen, die an messtheoretisch fundierte Tests gestellt werden.

    

Der Nutzen von DIN SPEC 91426 bei der Personalauswahl

Gute Personalauswahl schlägt sich direkt auf den Erfolg eines Unternehmens nieder. Ziel ist immer, im Pool der Bewerber:innen die bestmöglich geeignete Person herauszufischen. Dabei darf es keinen Unterschied machen, ob der Prozess der Personalauswahl über das persönliche Kennenlernen oder über ein Video-Tool läuft. Gleichermaßen gilt: Es müssen stets dieselben Entscheidungskriterien angewendet werden.

Wer beide Settings kennt, hat sicher schon seine Erfahrung damit gemacht, dass sich Informationsgewinnung und -verarbeitung voneinander unterscheiden. Nicht nur, dass die Aufwärmphase mit Small Talk weitgehend wegfällt und die Bewerber:innen nicht durch die Flure des Unternehmens laufen und damit ein Gefühl für die Firma gewinnen. Das häusliche Setting, eine im Hintergrund durchs Bild huschende Katze oder schlechte Bildqualität wegen einer mangelhaften Internetverbindung können ablenken oder dazu führen, solchen Eindrücken zu viel Aufmerksamkeit zu schenken, die keinerlei Anforderungsbezug haben.

Abhilfe schafft hier die DIN SPEC 91426. Sie stellt sicher, dass die Kriterien, die sich aus den Anforderungen ableiten, auch bei digitalen Begegnungen erfasst werden können.

Sie gibt zudem Orientierung im immer dichter werdenden Dschungel der technischen Möglichkeiten. Sie hilft dabei, unter den vielen neuen technischen Werkzeugen diejenigen auszuwählen, die letztlich zu einer guten und vielleicht sogar besseren Entscheidung führen.

Eine Zertifizierung der Video-Recruiting-Tools könnte Anwender:innen die Arbeit sehr erleichtern. Die DIN SPEC bietet – gewissermaßen als Vorstufe zu einer möglichen Zertifizierung – Kriterien für die Bewertung und Einstufung der Tools.

 

Was ist eine DIN SPEC?

Eine DIN SPEC (englisch specification = Anforderung) ist das Schnellboot unter den Standarddokumenten. Sie wird unter Leitung des DIN erarbeitet und hat den Vorteil, dass mit ihr schnell auf neue Anforderungen reagiert werden kann. Im vorliegenden Fall auf die beschleunigte Umstellung auf digitale Auswahlverfahren im Personalwesen.

Die DIN SPEC 91426 erweitert mit ihren spezifischen Anforderungen die bereits etablierten Kriterien der berufsbezogenen Eignungsdiagnostik nach DIN 33430.

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Anmerkungen der Publisher dieser Seite:

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Eignungsdiagnostiker:in

Beobachter:in / Assessor:in in der Eignungsdiagnostik

Die Themenseite „Eignungsdiagnostik“ im Beuth Verlag

Unser Buch zur Eignungsdiagnostik mit der DIN 33430 

Praktische Lösungen zum Recruiting und zur Eignungsdiagnostik finden Sie hier:

Laufend weitere Vertiefungen und  Themen rund um Personalentscheidungen und die dazu gehörenden Eignungsbeurteilungen hier auf eignungsdiagnostik.info.

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