Hier vertiefen wir die Planung des eignungsdiagnostischen Prozesses. Erst wenn ich die Anforderungen kenne, kann ich entscheiden, in welcher Reihenfolge ich welche Verfahren einsetze. Dazu gibt es auch ein Gestaltungsprinzip:
Das bewusste Steuern der Fehler erster und zweiter Ordnung.
Der Fehler erster Ordnung ist, wenn jemand Ungeeignetes einen Auswahlschritt besteht und im Prozess weiterkommt bzw. bei der letzten Auswahlstufe eingestellt würde.
Diesen Fehler möchte man natürlich nicht machen. Aber die Konzentration darauf, nur ja nicht jemand ungeeignetes einzustellen, verstellt manchmal den Weg, die am besten passende Person einzustellen.
Da ich mit jedem Schritt meiner möglichst zutreffenden Einschätzung und Beurteilung der Eignung näher kommen möchte, ist es wichtig, dass ich nicht schon am Anfang des Prozesses möglicherweise sehr gut geeignete Kandidat:innen verliere, indem ich sie vorschnell davon ausschließe, am weiteren Verfahren teilzunehmen.
Das passiert nicht, wie soll das denn gehen?
Das passiert regelmäßig in großen und kleinen Unternehmen.
Vorurteile, Glaubenssätze oder einfach Unkenntnis über Realitäten an Schulen oder zu Studieninhalten sind weit verbreitete Fehlerquellen.
Dem Bewerber, der zu spät zum Vorstellungstermin für eine Lehrstelle kommt, wird in einem Unternehmen gleich abgesagt. Dass er deshalb zu spät kam, weil er in seiner Schule verantwortlich für die Homepage ist und es am Morgen einen Stromausfall gab und er deshalb dort dringend gebraucht wurde, wurde als Ausrede abgestempelt. Bei einem anderen Arbeitgeber absolvierte er mit Bravour seine Ausbildung.
Eine Bewerberin wurde mit einer 2,8 in ihrem Magisterabschluss automatisch aussortiert und abgelehnt. Sie wurde gar nicht erst zu einem Gespräch eingeladen. 2,0 als Abschlussnote hatte die Verantwortliche für das Traineeprogramm vorgegeben. „Für ein Studium entscheidet man sich. Dafür interessiert man sich. Eine zwei ist das mindeste.“ Dass die eingestellte Bewerberin ihre 1,9 an einer Hochschule erhalten hatte, an der so gut wie alle Studierenden eine 1 oder zwei erzielten, wusste in der Firma niemand.
Weitere und ausführliche Anleitungen werden hier bald zur Verfügung gestellt.
Bisher gibt es bereits folgende Beiträge zu einzelnen Aspekten der Verfahrensauswahl: