Was ist eigentlich Persönlichkeit? Und welche Rolle spielt sie in der Eignungsdiagnostik?
Vor einiger Zeit las ich „Persönlichkeitsdaten“ in einem Text, den ich als Experte vor der Veröffentlichung kommentieren sollte.
„Persönlichkeitsdaten“ ist aber leider ein unbestimmter Begriff. Er war auch in der Arbeit, die ich reviewed habe, nicht erklärt oder konkretisiert.
Persönlichkeit ist ein Thema, mit dem sich die Psychologie befasst und dazu gibt es ganz unterschiedliche und vielfältige Modelle. Welches man nutzen kann, hängt mit dem Anwendungsgebiet zusammen. Das hängt also von den Fragen ab, die man an die Psychologie stellt.
Konkretisieren, verständlich machen oder auch nur sinnvoll nutzen lässt sich der Begriff der Persönlichkeit nämlich nur, wenn man angibt, welches Modell dahinter steht.
Das Ocean Modell
In der Praxis der Eignungsdiagnostik muss man nämlich genau hinsehen und überprüfen, wie weit man mit dem angegebenen Modellen kommt.
Das möchte ich an einem Beispiel verdeutlichen: Durch die Presse besonders bekannt geworden, ist das sogenannte „OCEAN“ Modell. Das geschah nicht zuletzt durch Trumps Wahlkampfgewinn zur Präsidentschaft der Vereinigten Staaten 2016 und die Rolle, die Cambridge Analytica darin spielte.
Es ging also um den Einsatz von OCEAN im Marketing, nicht in der Personalauswahl.
Der Begriff OCEAN kommt daher, dass es fünf Persönlichkeitsfaktoren enthält, die jeweils mit den Buchstaben O, C, E, A und N anfangen. Das Ocean Modell heißt auch Fünf Faktoren Modell der Persönlichkeit. Manchmal wird aber nur von den „Big Five“ gesprochen.
Aber ist das alles, decken diese fünf Faktoren unsere Persönlichkeit ab? Oder was ist eigentlich Persönlichkeit wirklich?
Persönlichkeit ist viel mehr als Fünf Faktoren
Richtig bemerkt: Intelligenz fängt in Deutsch, Französisch und Englisch mit I an, aber I kommt in OCEAN nicht vor. In der Eignungsdiagnostik ist aber unumstritten, dass Intelligenz dazugehört, wenn man Menschen, ihre Persönlichkeiten und Eignung im beruflichen Zusammenhang unterscheiden und beschreiben möchte.
Die fünf Faktoren heißen übrigens Offenheit, Gewissenhaftigkeit (auf Englisch „Conscientiousness“, das ist das „C“), Extraversion, Verträglichkeit („Agreeableness“ für das „A“) und Neurotizismus. Neurotizismus wird dann als Faktor für die Anwendung in der berufsbezogenen Eignungsdiagnostik oft einfach umgedreht und wird dann als so etwas wie „emotionale Stabilität“ beschrieben.
Aber die Persönlichkeit ist viel viel mehr: viele Modelle und Faktoren und noch mehr Dimensionen sind dazu in Lehrbüchern beschrieben: Werte, Motive, Haltungen und Interessen gehören dazu. Oder auch solche Dimensionen wie Feldabhängigkeit, Selbstakzeptanz oder Volition und anderes „Persönliche“. Es ist eben alles „Persönlichkeit“, was eine Person zu einem einzigartigen Individuum macht. Was sie oder ihn von (allen) anderen unterscheidet.
Persönlichkeitspsychologie
Was ist eigentlich Persönlichkeit in der Psychologie, wie lässt sie sich einordnen?
Weil die Persönlichkeit alles enthält, was uns besonders oder sogar einzigartig macht, gehört die Persönlichkeitspsychologie in akademischen Psychologenkreisen zur „differenziellen Psychologie“. Das bedeutet „unterscheidende Psychologie“ oder die Psychologie von den Unterschieden und der Systematik der Unterschiede.
Sie hat also eine andere Blickrichtung als etwa die Sozialpsychologie oder die „Allgemeine Psychologie“. Diese beiden Disziplinen suchen mehr nach Gemeinsamkeiten und dahinter liegenden Gesetzmäßigkeiten als nach Unterschieden zwischen Menschen. Die Sozialpsychologie betrachtet den Mensch in Gruppen und in Interaktionen in Gruppen. Die Allgemeine Psychologie beschreibt und erforscht die allgemeinen Gesetzmäßigkeiten des menschlichen Denkens, Fühlens, der Wahrnehmung, der Emotion und der Motivation u.s.w..
Differenzielle Psychologie, Sozialpsychologie oder allgemeine Psychologie sind Grundlagenfächer der Psychologie.
Die pädagogische Psychologie z. B. ist ein Anwendungsfach. Sie betrachtet eher allgemeine Phänomene des Lernens, die für viele Menschen gelten. sie muss aber auch die Unterschiedlichkeiten berücksichtigen. Denn pädagogische Psychologie oder die Praxis, die Pädagogik, sollen differenzieren, um auf die Unterschiede der Lernenden eingehen zu können und eben nicht „diskriminieren“.
Ein anderes Anwendungsfach ist die Arbeits- und Organisations- oder Wirtschaftspsychologie. Sie nutzt Erkenntnisse aus allen Grundlagendisziplinen der Psychologie.
Also muss man immer genau hinsehen: was ist der Anwendungsbezug und welche Erkenntnisse der Psychologie sind dafür besonders nützlich?
In der Eignungsdiagnostik spielt die Intelligenz eine große Rolle. Das ist nicht nur eine theoretische Betrachtung, sondern ist auch durch empirische Befunde abgesichert und untermauert: „Persönlichkeit“ ohne „Intelligenz“ hat allein nicht viel Aussagekraft zu Eignung oder Leistungsfähigkeit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern oder auch von Führungskräften. Auch wenn das, wie in „Wirtschaftspsychologie Heute“ beschrieben, von HR als Aufgabe noch nicht völlig angenommen wurde.
Aber noch ein letztes Mal zu Trump: Die Betrachtung von Neurotizismus (Die Bezeichnung einer der zentralen Skalen in OCEAN) hat ja ihren Platz eher in der klinischen Psychologie. Das ist das Fachgebiet der Psychologie, das Störungen und Krankheiten sowie deren Linderung oder Behandlung zum Gegenstand hat. Für mich ganz persönlich liegt darin schon eine besondere Botschaft, dass es wohl in dem denkwürdigen US-Wahlkampf von 2016 so viel Sinn gemacht hatte, dieses Modell zu nutzen.
Aber bitte schauen Sie bei daran angelehnten Modellen genau hin, wenn es um die Auswahl Ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geht.
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